Die Hexe vom Dienst

Black Magick

Zum Abschluss unserer Reihe mit Hexencomics gibt es nochmal einen richtigen Höhepunkt zu bewundern: Greg Rucka und Nicola Scott definieren in BLACK MAGICK die Hexe für das 21. Jahrhundert – selbstbewusst, der Tradition verpflichtet, aber durch und durch modern.

Die junge, dynamische Hexe von heute hat keine Warze mehr im Gesicht, keinen Buckel und lebt auch nicht mehr in einer windschiefen Hütte mit Lebkuchenverschalung im Wald. Sie arbeitet bei der Polizei, löst mit ihrem Partner zusammen Mordfälle und versucht dabei das Familientrauma langer Generationen von Hexenverbrennungen abzuschütteln. Aber eine Vorliebe für schwarze Kater ist Rowan Black geblieben und manche Rituale muss man einfach wie früher in der freien Natur abhalten, allerdings besser bei abgeschaltetem Smartphone.

Doch das Idyll wird alsbald von sinistren Verbrechen getrübt, die offensichtlich auf Rowan selbst abzielen. Im Laufe der auf deutsch bislang zwei Sammelbände umfassenden Geschichte zieht Autor Greg Rucka (u.A. Lazarus, was unbedingt an dieser Stelle mal gewürdigt werden sollte) dabei trotz einiger lässiger Jokes und cooler Sprüche die Horror-Schlinge immer enger um seine Heldin und die umgebenden Hauptpersonen. Während sich der erste Band die nötige Zeit nimmt, um die Charaktere einzuführen, nimmt die Geschichte im zweiten Band immer mehr Fahrt auf.

In der australischen Zeichnerin Nicola Scott (u.A. bei DC für einige Superhelden und Earth 2 bekannt) hat Rucka dabei eine Partnerin gefunden, der es gelingt mit ihren weichen, in matten Grautönen gehaltenen Zeichnungen in der Mimik der Protagonisten und manchen kleinen Details und Lichteffekten mehr auszudrücken, als sonst in vielen, langatmigen Textblasen. Am eindrucksvollsten sind daher für mich die immer wieder eingestreuten Seiten, auf denen wenig bis nichts gesprochen wird und die gerade deswegen sehr viel Atmosphäre aufbauen.

Intensiviert werden die Zeichnungen durch dezent eingebrachte Farbtupfer, die immer dann in‘s Spiel kommen, wenn etwas Übernatürliches geschieht. Sie bilden gewissermaßen das Äquivalent zu düsterer Musik, die in einem Film an diesen Stellen kommen würde. Und der Sog eines Films entsteht tatsächlich mit jeder Seite mehr. Mich jedenfalls hat BLACK MAGICK in seinen Bann gezogen, scheint also was dran zu sein an der Hexen-Magie.

Der dritte Band – Der Aufstieg I – ist vom Splitter-Verlag für September 2021 angekündigt. Die Zeit dazwischen könnte man aus meiner Sicht gerne überspringen.

Wertung: fünf von fünf schwarzen Katern

Black Magick
Greg Rucka, Nicola Scott / Splitter Verlag

Band 1: Das Erwachen I
Gebundene Ausgabe, 136 Seiten, €19,80

Band 2: Das Erwachen II
Gebundene Ausgabe, 152 Seiten, €22,80

Band 3: Der Aufstieg I (ab September 2021)
Gebundene Ausgabe, 144 Seiten, €19,80

Abbildungen: © Splitter Verlag